Alltag
Kindergarten | Grundschule | Regelschule
Kindergarten
Wie setzen wir die Freipädagogik im Kindergarten um?
Fangen wir mit den Grundbedürfnissen an. Wir sprechen den Kindern hier nicht ihre Kompetenz ab, diese selbst zu erfühlen. Jedes Neugeborene kann anzeigen, dass es Hunger hat, Kindergartenkinder auch. Genauso wissen sie, wann sie satt sind. Da natürlich auch wir -wie in jeder Pädagogik- Wertevermittler sind, bieten wir ihnen allerdings vorrangig biologisch, vegetarisches, vollwertiges Essen an.
Bei uns schlafen mittags die Kinder, die müde sind. Oft ist das eine Reglung, die ein Kind für eine bestimmte Zeit betrifft, nicht täglich neu verhandelt wird. Kinder, die sich sehr gut spüren können, schlafen aber auch manchmal auf eigenen Wunsch.
Die Kinder können sich ihrem eigenen Wärmeempfinden nach kleiden. Damit ermöglichen wir den Kindern ihre eigenen Erfahrungen zu machen, was für Lernprozesse erwiesener Maßen die beste Komponente ist.
Wir greifen nur ein, wenn wir nach reiflicher Überlegung zu dem Ergebnis kommen, dass das Kind sich gerade selbst schadet. Das heißt, unsere Kinder können z.B. barfuß laufen, wenn ihnen danach ist. Sind wir aber z.B. in einer Gegend mit vielen Glasscherben raten wir ihnen zu Schuhen.
Die Kinder haben viele Möglichkeiten zum freien Spiel, welches ihrem Alter als Lernfeld auf allen Ebenen am meisten entspricht. Dazu gibt es dosiert Angebote von uns Erwachsenen, welche sie selbst nicht organisieren können, sie Neues entdecken oder lernen lassen. Dann backen wir, basteln, gehen ins Kino, lassen Drachen steigen, singen miteinander, schreiben an alte Freunde u.s.w.
Wichtig ist es uns, gleichzeitig die Kinder dabei abzuholen, woran sie gerade interessiert sind. ,,Schreibst du mir meinen Namen vor?“, ,,Liest du mir etwas vor?“, ,,Kannst du mir helfen, dieses Seil festzuknoten?“,,Darf ich das Geld in der Kasse zählen?“ sind typische Anfragen an uns Bezugis. Wir ermöglichen es, dass die Kinder Arbeiten der Großen mitmachen können. Gern schneiden sie das Obst, fahren den Essenwagen mit ins Zimmer, führen uns den Weg zum Waidspeicher u.s.w.
Neben den grundsätzlichen Regeln, die sich aus einem achtsamen Umgang ergeben und für unser gesamtes Haus gelten, haben wir einige konkrete Regeln entwickelt. Diese sind z.B.:
- Zwei Mal am Tag räumen wir alle gemeinsam auf.
- Im Haus darf nicht ,,Schießen“ gespielt werden.
- Zum Mittagstisch kommen alle, können nach dem Tischspruch aber wieder spielen gehen.
Unser Tagesablauf:
Von 7 bis 9 Uhr ist Frühdienst, der zum Ausgleich der frühen Stunde sehr familiär und entspannt ist. Ab 9Uhr kommt der Rest. Gegen halb zehn machen wir Morgenkreis, der Erzählen, Singen und Besprechungen enthält. Danach gibt es Obstfrühstück in mundgerechte Häppchen geschnitten. Jeder nimmt sich, was er mag. 12 Uhr gibt es Mittagessen, 15.30 Uhr Vesper.
Jeden Dienstag steht das Angebot, in die Schwimmhalle zu gehen. Jeden zweiten Mittwoch gibt es Kinderyoga. Donnerstags fliegen wir aus. Oft besprechen wir das Ziel mit den Kindern, manchmal organisieren wir Bezugis etwas. Wir gehen auf Spielplätze, in den Wald, auf die EGA, den Zoo, das Nordbad. Wir gehen auch mal Reiten oder ins Theater.
Davor, danach und dazwischen spielen die Kinder im Haus oder im Garten, besuchen die Grundschule oder suchen die Nähe eines Bezugis.
Grundschule
Schulalltag in der Grundschule
In unserer Grundschule lernen und leben im Moment 40 Kinder und fünf Erwachsene zusammen. Die Kinder verteilen sich auf 5 Klassenstufen, doch spielt diese formale Einteilung für die Gestaltung unseres Tage kaum eine Rolle.
Um 9 Uhr treffen wir uns jeden Tag zu einem kurzen Morgenkreis. Anschließend gehen alle Kinder ihren Bedürfnissen oder Verpflichtungen nach. Wir trauen unseren Kindern in der selbstbestimmten Gestaltung ihres Tages ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu und versuchen diese in unserer Begleitung weiter zu entwickeln.
Verschiedene Kurse werden über die Woche verteilt regelmäßig angeboten. Die Teilnahme daran ist zum großen Teil freiwillig.
Für uns steht die Beziehung zu den Kindern an erster Stelle, daher leitet sich auch unser Name, Bezugspersonen (Bezugi), ab. Wir haben die Rolle von Lernbegleitern in individuellen Lernverabredungen, die im besten Fall auf Wunsch der Kinder hin stattfinden. Sie sind aber ebenso gefragt als Spielpartner, Berater, Nähespender und ziehen sich ab und zu auch gern in die Rolle des stillen Beobachters zurück.
Am Freitag arbeiten die Kinder in kleinen Gruppen mit einer Bezugsperson an Inhalten, die sich stärker am Lehrplan orientieren. Die Viertklässler werden an diesem Tag in Deutsch und Mathematik unterrichtet mit dem Ziel, sie gut auf die weiterführende Schule vorzubereiten.
Jede Lernzeit endet mit einem Abschlusskreis in dem zum einen Anliegen der Kinder besprochen und eventuell geklärt werden, zum anderen eine individuelle Reflektion der Lernzeit eines jeden Kindes stattfindet.
Einmal im Monat findet eine Projektwoche statt, in der die Kinder sich für eines von fünf Projekten entscheiden können. Die Projektthemen entwickeln sich zum großen Teil aus den Vorschlägen der Kinder. Jede Projektwoche endet mit einer öffentlichen Präsentation in der die Inhalte und Ergebnisse der Woche Eltern, Freunden und alle anderen Regenbogenmenschen vorgestellt werden.
Regelschule / Sekundarstufe
Nach 13 Jahren Kindergarten und Grundschule in einem Haus hatten wir es 2006 geschafft und unsere Schule um die Sekundarstufe1 erweitert. Dafür wurde das Dachgeschoss in der Vollbrachtstraße ausgebaut. Seitdem leben und lernen auch Kinder der 5. bis 10. Klassenstufe in unserer Schule. Es war jedoch schnell das räumliche Limit erreicht und somit der Umzug in ein anderes Gebäude notwendig. Derzeit sind wir bei der Sanierung eines eigenen Gebäudes in der Salinenstraße, ganz in der Nähe der Vollbrachtstraße.
Zur Zeit leben und lernen in der Sekundarstufe 42 Kinder in teils altersgemischten, teils altersgleichen Lerngruppen zusammen. Wir sehen uns als einen, sich ständig verändernden und wandelnden Organismus „Schule“. Wir wollen uns die Offenheit und den Mut für Veränderungen bewahren und diese auf dem demokratischen Weg des Konsensprinzips verfolgen.
Unsere Schule beginnt 8 Uhr und endet 16 Uhr. Die Kernlernzeit ist von 9 Uhr bis 13 Uhr. Danach gibt es Mittag. Die Nachmittagskurse gehen von 14 bis 15 Uhr. Die Anwesenheit ist für jedes Schulkind von 9 Uhr bis 13 Uhr verpflichtend.
Der äußere Rahmen für das Lernen in der Sekundarstufe ist ein Kurssystem. Dafür wird das Schuljahr in 4 Quartale unterteilt, wobei es einen Teil an Kursen gibt, die pro Quartal ein neues Thema anbieten, in das man sich dann einwählen kann. Am Anfang eines neuen Schuljahres erhält jedes Schulkind dafür ein Kursbuch. Darin stehen die im neuen Schuljahr angebotenen Kurse und deren Kursbeschreibungen. Jedes Schulkind stellt sich damit seinen individuellen Stundenplan für jedes Quartal zusammen.
Hierbei gibt es Kurse, die auf jeden Fall besucht werden sollen, wie z.B. Mathematik und Kurse, die in der Anzahl und/oder dem jeweils angebotenen Thema gewählt werden können. Zur Absicherung einer Grundausbildung in allen Fächern gibt es eine Mindestanzahl von besuchten Kursen pro Schuljahr und Fach.
In allen Fachgebieten – außer Sport und Kunst – gibt es Grundkurse, Aufbaukurse und Prüfungsvorbereitungskurse. Als Zweitsprache – neben der ersten Fremdsprache Englisch – bieten wir Russisch und Französisch zur Wahl an. Bei Sport kann man zwischen Yoga und Sport wählen.
Die Kurse werden begleitet von den Studienzeiten, die der gemeinsamen und von Bezugis und Lehrern unterstützten Bearbeitung von Arbeitsaufträgen aus den Kursen und eigenen Themen dienen. Ein weiterer wichtiger Baustein unseres Kurssystems ist die wöchentliche Werkstattzeit, in der jede/r seinem selbstgewählten Thema – wie z.B. Hörspiel selber machen, Tanzen, Experimentieren, Kochen, Schreiben… – nachgehen kann.
Dreimal im Jahr gibt es eine Projektwoche, deren Themen auf ähnliche Weise gefunden und gestaltet werden, dann aber satt – eine ganze Woche lang und mit einer Abschlusspräsentation.
Nicht zuletzt gibt es bei uns von der 5. bis zur 8. Klasse eine ein- bis zweiwöchige Praktikumszeit, für vielfältige Begegnungen und Erfahrungen in der Berufswelt und der Wahrnehmung des eigenen Selbst in dieser Welt, was für die spätere Berufswahl und den eigenen Selbstwert von großer Bedeutung ist.
Beim Versammlungskreis werden bei Bedarf neue Regeln vereinbart, Probleme besprochen, Arbeiten präsentiert, besondere Veranstaltungen organisiert und und und. Für die Kleineren gibt es am Montag einen Ankommkreis und ansonsten kann jede/r jederzeit einen Kreis einberufen, wenn es ein akutes Thema gibt, das nicht bis zur Versammlung warten kann.
Fragen und Antworten:
Ist die Teilnahme am Unterricht freiwillig?
- Teils, teils… Zum Einen gibt es Kurse, die generell verpflichtend sind, um eine Kontinuität zu gewährleisten. Dann gibt es Kurse in denen z.B. 2 von 3 Kursen verpflichtend sind, in der Themenwahl aber frei. Zum Anderen gibt es Kursangebote, deren Themen pro Quartal wechseln und die frei wählbar sind, mit einer eher geringen Zahl an Mindestkursbelegung pro Jahr.
- Wer sich für die Teilnahme an einem Kurs entschieden hat, verpflichtet sich damit freiwillig.
Gibt es Noten?
- In der 5. und 6. Klasse wird der Lernstand ausschließlich verbal, in mündlicher und schriftlicher Form eingeschätzt. Zum Halbjahr und am Schuljahresende gibt es in jedem Fach einen Lernstandsbericht.
- Die 7. bis 10. Klasse erhält so viele Noten wie nötig sind, um ein Notenzeugnis ausstellen zu können.
- Darüber hinaus dienen Lernberatungsgespräche der gemeinsamen Beleuchtung des gegenwärtigen Lebens und Lernens.
Gibt es ein Zeugnis am Jahresende?
- Jedes Kind erhält zum Schulhalbjahr und zum Schuljahresende für jedes Fach einen schriftlichen Lernstandsbericht.
- Ab der 7. Klasse kann auf ausdrücklichen Wunsch ein Notenzeugnis ausgestellt werden.
- Ab der 9. Klasse wird zum Halbjahr und zum Schuljahresende ein Notenzeugnis ausgestellt.
- Des Weiteren erhält jedes Schulkind mindestens 2 Schuljahresabschlussbriefe von den Pädagogen. Diese sind persönlich an das Kind geschrieben und dienen nicht der Bewertung.
Welchen Abschluss kann man erreichen und wie?
- Die Abschlussprüfungen müssen extern an einer staatlichen Schule absolviert werden.
- Den Hauptschulabschluss kann man erlangen, indem man am Ende der 9. Klasse die Hauptschulprüfung absolviert und besteht. Wenn diese Prüfung mit einem Notendurchschnitt von mindestens 2,5 bestanden wird, entspricht der Abschluss automatisch dem qualifizierten Hauptschulabschluss.
- Den Realschulabschluss kann man erlangen, indem man – ebenfalls extern – in der 10. Klasse die Realschulprüfung absolviert und besteht.